Wie war's dort?

Zeit ist zu kostbar um sie nicht zu nutzen ...

Waldbrand in Hirschwang a.d. Rax

von Bernhard Renner

Seit Montag 25.10. wütet ein grossflächiger Waldbrand in den Felswänden oberhalb von Hirschwang. Am 27.Oktober wurde Hirschwang und das Höllental zum Katastrophengebiet ausgerufen - nicht zu unrecht, denn das Feuer scheint noch immer nicht unter Kontrolle.

Als der Waldbrand von uns erstmals erkennbar war, waren wir gerade am Raxplateau unterwegs. Im Hintergrund eines Fotos, welches ich von Sonja machte, tauchten hohe Rauchwolken auf, die wir nicht sogleich zuordnen konnten. Wir diskutierten wohl kurz drüber, was denn tatsächlich passiert sein könnte, doch weiter beachteten wir dies nicht, denn es stand ja ein toller sonniger Tag am Berg vor uns.

Gegen 15 Uhr erreichten wir den Höllentalblick und konnten schon von Weitem erkennen, dass mittlerweile ein sehr grosser Teil des Höllentals mit einer dichten Rauchwolke behangen war. Auch stechender Rauchgeruch machte sich breit.

Mit der Talfahrt kurz vor 17 Uhr war es dann gewiss - der Berg gegenüber der Rax brennt. Die qualmende Fläche war um ein Vielfaches gewachsen und vom Berg aus konnte man die wütenden Flammen erkennen.

Im Tal angekommen konnten wir dann aus unmittelbarer Nähe das Ausmass erkennen.
Hubschrauber mit Wasserbecken flogen in Dauerschleife um von der Luft aus, Wasser auf die Flammen abzuwerfen. Am Boden waren bereits unzählige Einsatzkräfte in Dauereinsatz.

Dann wurde es finster ... das Rattern der Rotorblätter der Hubschrauber verstummte und die Flammen konnten sich ungestoppt ausbreiten. Ein schauriges Schauspiel und im Hinterkopf die Gedanken, ob sich die Flammen nachts bis zu uns rüber ins Hotel durchfressen würden. Abends im Speisesaal und vom Balkon aus, war der Hang in ständiger Obacht und so mussten wir immer mit ansehen, wo sich neue Flammennester bildeten.

Am nächsten Morgen schien der Hang ruhiger zu sein - dichter Rauch liess aber erkennen, dass sich die Fläche vergrössert hatte und die Rauchdecke dürfte sich mit Nebel vermischt haben, sodass der Schein trügte und bei genauerem Hinsehen weiterhin viele viele Flammennester erkennbar waren.
Verbrannter Rauchgeruch im Zimmer, im Hotel und natürlich auch draussen.

Den Tag verbrachten wir dann ein Tal weiter - wir wanderten einen Teil des Semmering-Bahn-Wanderweges. Aber trotz dazwischenliegenden Berg, konnten wir bei günstigem Wind den Brandgeruch wahr nehmen und vor allem das Rattern der Helikopter hören.

Am Nachmittag machte ich mich dann nochmals auf den Weg und versuchte zu eruieren, wo und wie denn die Wasserbefüllung von Statten geht. Für mich eine logistische Meisterleistung! Vier Helikopter die periodisch befüllt werden und dann wieder zurückkehren um sogleich wieder befüllt werden.
Mittlerweile hatte sich auch eine Brandfläche direkt gegenüber der Talstation zur Raxbergbahn gebildet, sodass das Löschgebiet von der Luft aus auch ausgeweitet wurde.

Am 27.Oktober war Abreisetag, und es war noch immer keine Beruhigung zu erkennen - noch immer stiegen Rauchschwaden von den Hangflächen hoch.
Den Tag verbrachten wir oberhalb von Prein, rauf zur Luckerten Wand, und hier war dann das stetige Knattern der Probellerblätter zu hören. Erhaschten wir einen Blick rein nach Hirschwang, war es ernüchternd, denn der Rauch blieb ...

Gegen 14 Uhr verliessen wir Hirschwang in Richtung zurück nach Horn. Der Weg führte uns wieder durch Hirschwang und nun erkannten wir bereits entlang der Schwarza, rein ins Höllental, dass Bäume und Büsche entlang der Ufer gestutzt und umgeschnitten wurden. Stetiges Treiben entlang der Strasse. Und es schien, als waren wir einer der letzten, die das Höllental über die Bundesstrasse verlassen konnten - denn hinter uns wurde die Zufahrt dann bereits gesperrt.
In den Nachrichten erfuhren wir dann, dass die Strasse (tatsächlich) für die kommenden Tagen gesperrt wurde und dass Brandschleusen geschlagen wurden, um das Übergreifen der Flammen auf die Rax zu verhindern. Auch mussten wir erfahren, dass das Waldbrandgebiet mittlerweile zum Katastrophengebiet ausgerufen wurde ...

Wir mussten aus unmittelbarer Nähe erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man neben einem Waldbrandgebiet wohnt und wenn man erkennt, dass man schier machtlos gegen diese Feuergewalt ist.
Wir konnten aber auch aus unmittelbarer Nähe den Einsatz der Einsatzkräfte, den Zusammenhalt und die logistische Meisterleistung derselbigen erkennen.

VIELEN DANK an all die helfenden Hände von Feuerwehr, Bundesheer, Polizei, Rettung und Bergrettung, Buslinien und all die anderen notwendigen Einsatzkräfte!

Gestern, Freitag 29.10. war noch von keiner Entspannung der Situation aus den Nachrichten zu hören. Es wurden zusätzliche Hubschraubereinsatzkräfte aus dem Ausland angefordert. Helikopter, die mehr an Wasserkapazitäten fassen können, sodass von der Luft aus weiter unaufhörlich der Brand bekämpft werden kann.

Mittlerweile ist eine Fläche von 115 Hektar betroffen und man spricht mittlerweile vom grössten Waldbrand in der Geschichte Österreichs. Es sind rund 500 Helfer*innen im Einsatz. Sorgen bereitet der für das Wochenende voraussehbare Wind, der die Feuer wieder neu entfachen könnte. Niederschläge werden erst für Montagabend angesagt. Bis dahin werden die Verteidigungslinien aufrecht gehalten und verstärkt und die vielen Helfer werden weiterhin im steilen Gelände ihre Dienste leisten.

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