Regenerationsrunde Breiteneich
26 Nov 2023
von Bernhard Renner
Das Leckermoor, das wir von Göstling an der Ybbs aus über die Hochreit bewandert sind, liegt in einem Hochtal-Kessel. Durch geologische Gegebenheiten entwickelte sich hier über 7000 Jahre lang ein etwa 7 Meter hoher Hochmoor.
Die Wanderung vom Göstling-Zentrum begannen wir fast pünktlich um 9 Uhr vormittags und richteten uns bei der Wegführung nach den Rundwanderweg Hochreit. Begleitet hat uns unser Garmin GPS, auf dem ich bereits am Vortag die geplante Route für den heutigen Tag aufgespielt hatte. Nach etwa 2 Stunden konnten wir dann den Kessel des Hochmoors das erste mal begehen.
Der Weg dorthin ist eine Mischung aus Wald- und Asphaltwegen - wobei die ersten etwa 2 km die wohl anstrengensten darstellen: dieses Waldstück schwankt mit einer Steigung zwischen 7 und 16% auf doch teils morastigem Waldwegboden ... aber schaffbar und vor allem wird man dann „oben“ angekommen mit herrlichem Blick ins angrenzende Hochland belohnt.
Das Wetter spielte am heutigen Tag mit uns - ideales Wanderwetter, frischer kühler Wind und doch nicht zu kalt. Wenn auch nicht zu warm, holte ich mir dank der Kraft der Sonne meinen ersten Sonnenbrand in dieser Saison ;-)
Das Hochmoor ist von aussen gesehen eine eher unscheinbare Gegend - fast möchte ich behaupten, dass es eine uneinladende Grünfläche darstellt.
Bewegt man sich dann aber in der „Anlage“ selbst und liest die doch sehr ausführlichen Informationen durch, erkennt man das Naturschauspiel von einer ganz anderen Seite. Eine Seite die uns erkennen liess, was Zeit denn so alles zu Stande bringen kann.
Auf eine Weglänge von etwa 1,5 km kann man sich entlang eines Weges rund um das Moor bewegen. Wir verbrachten gut 1,5 Stunden dort - mit einer Mittagspause und einem Sonnenbad von etwa 30 Minuten.
Interessant wirkte die Flora auf mich, denn so manches Gewächs findet man wohl sonst kaum bis gar niergends - sodass sich schon mal Pflanzen zeigten, die leicht sonderlich wirkten. Die Vielzahl der Arten ist wohl auch dem Renaturisierungsprojekt aus den 1980 bis heute zu verdanken - das Leckermoos ist seitdem ein Naturschutzgebiet und wird stetig in die richtige Richtung betreut. eine Infotafel zeigt die Bemühungen, aber auch die rasch zu erkennenden positiven Auswirkungen des Projektes.
Schnee - die schattige Hangseite des Kessels ist noch teils mit Schnee bedeckt. Auch entlang des Weges findet man noch kleinere Schneeflächen - und da konnte ich's nicht lassen und baute dann doch noch schnell einen Minischneemann.
Ein Erlebnisweg rein in das Moor lässt einem ebenfalls mit viel Information, einen Blick inmitten des Moorgebietes erhaschen.
Das Hochmoorwachstum begann vor etwa 7.000 Jahren nach dem Ende der letzten Eiszeit - von Gletschern gebildete, abgedichtete Wannen in denen kleine Seen entstanden. Durch die hohe Jahresniederschlagsmenge und Verlandung der Seen bildeten sich die Moore. Moose, die an den Spitzen immer weiterwachsen, während sie nach unten absterben, bildet sich nach unten der Torfboden und nach oben wächst das Moor als Kuppel nach oben. Dieses Wachstum beträgt in etwa 1 mm pro Jahr - mit einem Torfkörper von etwa 7 Meter ist dieses Hochmoor somit etwa 7.000 Jahre alt und damit einer der ältesten Hochmore in den Alpen.
Pollen, Samen und andere Pflanzenreste aber auch Tier- und Menschenleichen bleiben über Jahrtausende im Torf konserviert. Tatsächlich wurden in den europäischen Mooren über 700 Leichenreste gefunden. Teils erst nach ihrem Tod im Moor versenkt, teils war aber auch der Moor die Todesursache - bei einigen Leichen waren die Hände gefesselt und ein Strick um den Hals gelegt. In solchen Fällen geht man von Hinrichtungen aus. Die berühmteste Moorleiche ist der Tollund-Mann. Er wurde in einem Hochmoor in Dänemark gefunden.
Der Rückweg nach Göstling stellte sich als nicht minder schön dar. Die Wegesführung brachte uns wieder entlang wunderschönen Aussichtspunkten. Die Sonne, der blaue Himmel und der Blick auf das erwachende Gehölz mit all seiner Blütenpracht. Der Blick auf die noch schneebedeckten angrenzenten Bergzüge und vor allem die Ruhe ... all das machte den Rückweg aber auch die durchwegs tolle Runde zu einem wunderbaren Tagesausflug.
Gesamt ist die Runde und das Tagesziel eine Empfehlung wert!
Das Moor kann auch mit dem Auto direkt besucht werden - es befindet sich unmittelbar davor ein Besucherparkplatz. In 1 bis 2 Stunden kann man das Hochmoor erleben und ist auch für Kleinkinder geeignet und Kinderwagentauglich.
Die Rundwanderung selbst ist mit Kinderwagen nicht befahrbar. Moutainbike? Würde ich ja sagen ... aber dies bitte selbst im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und Erlaubnisse erfragen!
Festes Schuhwerk ist angesagt. Trittsicherheit, weil die Böden, speziell in den Waldstücken doch sehr morastig sind.
Und weil die Wanderung uns hungrig gemacht hatte, erlaubten wir uns in Emmersdorf an der Donau noch einen köstlichen Steckerlfisch!
... ach ja, da war doch was mit Einschränkungen durch die Regierung » am Parkplatz neben dem Auto war ausreichend Platz für ein kleines Sit-In :-)