Mit den Schneeschuhen unterwegs
03 Dez 2023
von Bernhard Renner
Heute war ich auf historischen Plätzen unterwegs. Von Schmerbach aus erkundete ich die Frauenlucke und die beiden Ruinen Schwarzenberg und Schwarzenöd.
Das Wetter war heute wirklich nicht einladend, sodass ich mich alleine auf den Weg machen musste. Solche Tage, wo Sonja nicht mitmachen möchte, nutze ich dann schon mal dafür aus, dass ich querfeldein über Stock und Stein auf Ruinenjagd gehe.
Für diesen Ausflug fädelte ich die Frauenlucke, die Ruine Schwarzenöd und die Ruine Schwarzenberg auf eine Wanderstrecke - ausgehend vom kleinen Dorf Schmerbach.
Mein Fahrzeug stellte ich ausserhalb von Schmerbach ab und begann somit den Weg durch den Ort durch in Richtung Wald - und hier weiter zur Frauenlucke.
Der Weg dorthin ist gut beschildert und doch einfach zu begehen bzw. auch zu finden. Auch wenn die Umgebung in der aktuellen Jahreszeit kaum Schönes bietet, so zeigt sie doch, dass sie auch bei kalten Temperaturen von den alltäglichen Sorgen ablenken kann.
Das letzte Stück zur kleine Höhle ist eng und eher ein Steig. Auf der einen Seite ein steiler steiniger Hang und auf der anderen Seite geht's doch einige Meter bis runter in das Kampbett.
Die Frauenlucke wurde Funden zufolge bereits in der jüngeren Altsteinzeit - etwa 40.000 bis 10.000 vor Chr. - von Menschen bewohnt.
Die jüngere Geschichte erzählt, dass sich hier, im dreissigjährigen Krieg, Frauen vor den Soldaten versteckt hielten. Und als die schwedischen Soldaten die Frauen suchten, sie diese hier aber nicht finden konnten, da der Höhleneingang mit Spinnennetzen verschlossen war. So glaubten die Soldaten, dass die Höhle schon sehr lange nicht mehr begangen war. Einer Sage nach, sollte aber einer unterirdischer Gang von der Burg Krumau hier zur Frauenlucke gegangen sein.
(Quelle: Informationsschild vor der Höhle)
Nach einem kurzen Aufenthalt ging's wieder rauf zur Abzweigung des Weges. Hier hielt ich mich aber rechts und folgte einem nichtmarkierten Weg. Sollte dies ein Fehler sein? Nein, nicht wirklich, aber die beste Idee war's wohl auch nicht ;-)
Leider exsistiert der in so mancher Karte eingezeichnete Weg nicht mehr in seiner ursprünglichen Form und so musste ich „improvisieren“ und mir eben selbst ein Stückchen Weg erkunden. Und wie sich später zeigen wird, war diese Grabendurchquerung nicht die einzige 'Flucht durch die Botanik' an diesem Tag. Aber schon an der anderen Seite des Grabens ging's wieder auf Waldwegen weiter bis hin zur Ruine Schwarzenöd.
Meine Recherchen haben gezeigt, dass es kaum bis keine Information zu dieser Ruine gibt. Auch die Informationstafel vor Ort zeigt auf, dass es keine urkundlichen Erwähnungen gibt. Vermutlich stammt der Name der Ruine, „Schwarzenöda“, aus dem Volksmund und stellt nur eine Verbindung zum nahen Schmerbach-Schwarzenberg her. Wahrscheinlich ist aber, dass die Anlage um 1200 zerstört wurde.
Man erkennt noch guterhaltenes Steinmauerwerk - und wagt man sich auch ausserhalb der Mauern, in den Steilhang hinein, dann kann man auch sehr gut das schöne gerade Mauerwerk betrachten. Der Grundriss der ehemaligen Burg war etwa 82 x 16 Meter. Gut erhalten und zu erkennen ist heute ein Rundbogentor.
weitere Informationen zur Ruine: EBIDAT - Die Burgendatenbank - Schwarzenöda
Nach der Erkundung der Ruinenanlage folgte ich auch hier wieder alten Pfaden runter in einen Talabschnitt mit Bach der etwa 20 Höhenmeter weiter unterhalb liegt. Dies war der zweite Abschnitt, den das Kartenmaterial als 'vorhanden' deklariert ... nun ja, die Holzschlägerarbeiten der letzten Jahr(zehnte) hat das Wegenetz wohl neu verteilt.
Nun ging's im Wald wieder stetig berauf und schon bald gelangte ich wieder an offene, freie Agrarfläche mit Strassen. Diesen Strassen und Wegabschnitten folgte ich dann bis kurz vor Schmerbach. Denn hier zeigte sich dann die zweite Burgruine - die Ruine Schwarzenberg. Diese ist eher schwer zu erreichen - ich konnte zumindest keinen direkten Pfad hinauf finden. So machte ich den Umweg über die angrenzende Kläranlage (?), überquerte den Bach über sumpfige Stellen und quälte mich dann über den Hang rauf zur Ruinenanlage.
Auch hier sind wieder nur wenige Mauerreste zu erkennen - doch dank Vegedation sind diese einfach zu erkunden.
Um 1180 taucht Heinrich von Schmerbach in einer Urkunde des Albero von Ronberg auf. Die Anlage dürfte um 1230 zerstört und aufgegeben worden sein.
weitere Informationen zur Ruine: EBIDAT - Die Burgendatenbank - Schmerbach
Nach der Besichtigung ging's dann wieder zurück zu meinem Fahrzeug.
Die Runde war gesamt ca. 9 km lang. Anstrengend aber nicht minder lässig. Soviel Geschichte in einer Runde muss man aber auch wollen :-)
Bis auf die zwei Abschnitte, wo die Botanik die Überhand bekam und die Pfade oder Wege dann doch nicht vorhanden sind, sind alle Wege gut begehbar. Auch wenn einige Wegabschnitte doch schon älter sind, erkennt man sie noch sehr gut.
Wandern mit Kinder? Ja, wenn sie abenteuerlustig sind und Mut zum „Klettern“ beweisen. Die Strecke führt zum grossen Teil abseits der markierten Wanderroute „Sagenweg“. Den Sagenweg selbst kenne ich nicht - aber wie der Name schon sagt, könnte dieser wohl auch zu diesen Destinationen führen.
In der Hochsaison würde ich den Weg nicht marschieren - ich denke, dass dieser dann doch extrem verwachsen sein und die Freude am Erkunden stark eintrüben könnte.
Alles in Allem aber ein toller Ausflug!